Was ist Gebärdensprache?

 

Die Gebärdensprache ist eine eigenständige, vollwertige Sprache, die entgegengesetzt zu der landläufigen Meinung nicht international ist. D.h., dass sich die Deutsche Gebärdensprache (DGS) von der Amerikanischen Gebärdensprache (ASL) abgrenzt, durch z.B. Handformen, die vielleicht in dem einen Land benutzt werden, in dem anderen wiederum nicht. Gebärdensprache ist keine akustisch-auditive Sprache sondern eine visuell-motorische Sprache, die aber nicht mit den nonverbalen Kommunikationsmitteln Hörender gleichzusetzen ist. Die Gebärdensprache ist ein ausdifferenziertes Zeichensystem, mit einem umfangreichen Lexikon und einer komplexen Grammatik.

In der Gebärdensprache gelten andere Bedingungen als in der Lautsprache

So werden andere grammatikalische Regeln benutzt, z.B. wird das Adjektiv nach dem betreffenden Subjekt gebärdet. Das vollständige Ausdrucksrepertoire des Körpers (Gesicht, Kopf, Oberkörper, Arme und Hände) wird genutzt. Sowohl die Gebärden, wie auch die Mimik, der Körperausdruck und ohne Stimme gesprochene Wörter haben eine große Bedeutung in der Gebärdensprache. Durch Mimik werden die verschiedenen Satzarten (Aussagesätze=neutrale Mimik, Fragesätze=meist hochgezogene Augenbrauen) gekennzeichnet. Während in der Lautsprache einfache Aussagesätze aus Subjekt und dem Prädikat -meist an zweiter Stelle- sowie evtl. einem oder mehreren Objekten besteht, folgt die DGS anderen Regeln: Zuerst kommt das handelnde Subjekt, gefolgt von den Objekten. Das Prädikat steht normalerweise an letzter Stelle und kann durch die Ausführungsrichtung die Beziehung zwischen Subjekt und Objekt markieren.

Kommen in lautsprachlichen Erzählungen Personen oder Dinge öfter vor, so werden sie beim ersten Mal mit ihrem Namen oder ihrer Bezeichnung erwähnt und anschließend durch Pronomen (er,sie,es) ersetzt. In der DGS werden die Personen/Objekte auch erstmal zu Beginn benannt. Der Vorteil der DGS zeigt sich beim weiteren Verlauf der Erzählung: Hier werden sie nicht wiederholt und auch nicht durch Pronomen ersetzt, sondern zu Beginn im Gebärdenraum plaziert. Der Gesprächspartner erkennt den Bezug aus dem Zusammenhang. Erst wenn eine weitere Person oder ein neuer Gegenstand erwähnt wird und der Bezug aufgrund dessen unklar ist, gebärdet der Erzähler wieder mit Namen. Bei Erzählungen mit zwei Personen ist es in der DGS möglich in die Rollen der Gesprächspartner zu „schlüpfen“ und deren Part zu übernehmen, dass macht eine Erzählung in DGS sehr lebhaft und interessant.

In der Lautsprache werden Adverbien, sog. Umstandswörter, benutzt. Diese schildern genauer, wie ein Geschehen abläuft und gehören daher eher zum Verb, z.B. „Du lernst lustlos“. In der DGS wird die Verlaufsweise des Vorganges charakterisiert, in dem man die entsprechende Information entweder durch die Mimik, die Art oder die Geschwindigkeit der Verbgebärde ausdrückt. Z.B. „Ich hämmere vorsichtig.“/“Ich hämmere wild.“ Die beiden Adverbien „vorsichtig/wild“ werden durch die Mimik und die Art und dem Tempo der Verbgebärde markiert.

In unserer Praxis besteht die Möglichkeit, Sprach- und Sprechtherapien bei Kindern oder aber auch bei Erwachsenen nach Schlaganfall in Deutscher Gebärdensprache anzubieten.

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